Gelbe Tonne oder gelber Sack?

Die große Frage beim Verpackungsmüll

Im Laufe des Jahres 2022 fand die neue Ausschreibung zur Sammlung der Leichtverpackungen für die Jahre 2023 bis 2025 durch die dualen Systeme statt. In dieser Ausschreibung wird vorgegeben, ob als Sammelgefäß für die nächsten drei Jahre Behälter oder weiterhin gelbe Säcke dienen. Der SBAZV hat gemäß Verpackungsgesetz die Möglichkeit, Einfluss auf die Sammelart der dualen Systeme zu nehmen.

Deshalb wollten wir das Meinungsbild der Bürger im Verbandsgebiet bezüglich einer möglichen Systemumstellung erfragen, denn diese würde das gesamte Verbandsgebiet mit seinen 300.000 Einwohnern betreffen. Über 4.200 E-Mails, aber auch Anrufe und postalische Mitteilungen haben uns erreicht. Dabei sind die Meinungen sehr unterschiedlich: Während 56 % die gelbe Tonne befürworten und diese am liebsten sofort aufstellen möchten, wollen 44 % unbedingt den gelben Sack behalten.

Die Entscheidung fiel nun zugunsten des gelben Sacks. Trotz der leichten Mehrheit für die gelbe Tonne haben die Vertreter der beiden Landkreise im Verbandsgebiet beschlossen, die gelben Säcke für die nächsten drei Jahre beizubehalten. Bis zur nächsten Ausschreibung werden wir eine repräsentative Bürgerbefragung durchführen und danach erneut über eine mögliche Umstellung entscheiden. In der Zwischenzeit sollen die Säcke zumindest reißfester produziert werden.

Die Hintergründe

Plastikverpackungen gehören in die gelbe Tonne oder in den gelben Sack – so viel ist klar. Doch wer zuständig für die Entsorgung?

Die deutsche Verpackungsverordnung (VerpackV) wurde 1991 ins Leben gerufen. Um den steigenden Mengen von Verpackungsabfällen zu  begegnen, wurden die Hersteller in die Verantwortung genommen. Da die Rücknahme der verschmutzten Verpackungen im Geschäft mit vielen  Problemen verbunden wäre, wurde eine Organisation geschaffen, die die Verpackungen direkt beim Verbraucher abholt. Damit wurde ein zweites Entsorgungssystem zusätzlich zum bestehenden öffentlich-rechtlichen Abfallbeseitigungssystem aufgebaut, deshalb der Name „Dual“. Organisiert wurde die Sammlung und Sortierung vom Dualen System Deutschland (DSD), die Finanzierung erfolgt über Lizenzentgelte, welche die In-Verkehr-Bringer der Verpackungen an duale Systeme entrichten. Mittlerweile haben sich insgesamt 10 duale Systeme etabliert, die für die konkreten Entsorgungsleistungen, wie Verwertung und Transport, private Entsorger beauftragen. Das im Verbandsgebiet beauftragte Entsorgungsunternehmen finden Sie hier.

Was ist besser - Tonne oder Sack?

Ob Tonne oder Sack – das Sammelsystem ist zwischen dualen Systemen und den öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträgern abzustimmen. In dieser  sogenannten Abstimmungserklärung ist vereinbart, wie die Sammlung zu erfolgen hat. Im Verbandsgebiet des SBAZV ist festgelegt, dass die  Leichtverpackungen in der Regel über gelbe Säcke entsorgt werden. Gelbe Tonnen sind nur an genau definierten Anfallstellen, wie z. B. Großwohnanlagen oder im Gewerbebereich, zulässig.

Doch was ist besser? Jedes der beiden Systeme – Tonne oder Sack – hat Vor- und Nachteile. Für beides gab es gute Argumente bei den Bürgerinnen und Bürgern im Verbandsgebiet.

Gelbe Tonne
An der gelben Tonne wurde das saubere Stadtbild gelobt und die Tatsache, dass Müllsäcke nicht bis zur Sammlung im Haus gelagert werden müssen. Tonnen gelten als nachhaltig, gelbe Säcke sind Einwegprodukte. Außerdem entfällt die in entlegeneren Orten teilweise schwierige Beschaffung der Säcke. Die Befürworter der gelben Tonnen sehen auch das Format positiv: Ist der Platz in der Tonne begrenzt, bietet das einen Anreiz Verpackungen einzusparen. Als weiterer Vorteil der gelben Tonne wurde die Arbeitserleichterung für die Mitarbeiter der jeweiligen Entsorgungsunternehmen angegeben – das Aufheben und Tragen der Säcke belastet Rücken und Schulter. Viele Umfrageteilnehmer/innen würden gelbe Säcke als Zusatzoption begrüßen für den Fall, dass doch einmal mehr Verpackungen anfallen. Diese Möglichkeit schließen die Dualen Systeme aber aus Kostengründen aus.

Gelber Sack
Größter Vorteil der gelben Säcke für den Bürger ist ihre Flexibilität bezüglich Lagerung und Mengenanfall – jeder kann so viele Säcke bereitstellen, wie er für die Entsorgung seiner Verpackungsabfälle benötigt. Einer falschen Befüllung mit anderen Abfällen sind beim gelben Sack durch die eingeschränkte Reißfestigkeit und Transparenz Grenzen gesetzt. Deshalb sind flexible Handhabung, leichter Transport, platzsparende Lagerung die wichtigsten Vorteile für die Befürworter der gelben Säcke. Bei der gelben Tonne wurde das Volumen bemängelt. Mal ist sie zu groß, mal zu klein und oft fehlt der Stellplatz für eine weitere Tonne. Einige Haushalte würden sogar gänzlich auf Mülltrennung verzichten oder zumindest kleinere Verpackungsmengen über den Restmüll entsorgen. Tonnen sind zwar stabiler als Säcke und können nicht reißen oder von Tieren geöffnet werden, aber bei Entleerung und Transport besteht die Gefahr, dass Abfälle herausfallen und so die Straßen verschmutzen.

Plastik hat ein langes Leben

Umso wichtiger sind Abfallvermeidung und Recycling.

Plastik ist vielseitig, beständig und in vielen Bereichen, wie in der Medizin, in der Autoindustrie oder in technischen Geräten unverzichtbar geworden. Jedoch wird ein Drittel der in Deutschland hergestellten Kunststoffe für Einwegprodukte oder Verpackungen genutzt. Das Problem: Die Zersetzung von Plastik in der Umwelt kann bis zu einem halben Jahrtausend dauern. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland pro Kopf durchschnittlich 68 kg Verpackungsmüll eingesammelt – insgesamt 5,7 Millionen Tonnen. Mit 30 kg pro Person (insgesamt 2,5 Millionen Tonnen) hatten die sogenannten Leichtverpackungen den größten Anteil am eingesammelten VerpackungsmüllI. Nach Angaben des Umweltministeriums werden 46 % des Plastikabfalls recycelt.

Das Recycling dieser Abfälle ist kompliziert, denn die große Anzahl verschiedener Kunststoffe und das komplexe Design vieler Verpackungen erschweren die Sortierung und Verwertung. Die werkstoffliche Zusammensetzung einer Verpackung entscheidet also maßgeblich darüber, ob sie recycelt werden kann oder in einer Müllverbrennungsanlage endet. Das Recycling beginnt somit bereits bei der Produktion der Verpackung. Grundsätzlich gilt, je einheitlicher eine Verpackung stofflich zusammengesetzt ist, desto besser kann sie recycelt werden. Diese Verpackungen sind in den Sortieranlagen nämlich gut zu erkennen, zu separieren und kostengünstig zu Granulat oder Mahlgut aufzubereiten, so dass sie in neuen Produkten eingesetzt werden. Aus einer Verpackung wird nur in seltenen Fällen wieder eine neue Verpackung. Meistens wird etwas Minderwertigeres daraus hergestellt und die ursprüngliche Funktion geht dabei verloren. Bei diesem sogenannten Downcycling werden beispielsweise aus Folienabfällen keine neuen Folien, sondern Mülltonnen, Bauzaunfüße oder Paletten.

Ohne Mülltrennung kein Recycling!

Um Plastikabfälle verwerten zu können, müssen sie möglichst sortenrein getrennt werden, für viele Verbundwerkstoffe ist nur die thermische Verwertung möglich. Jedoch gilt: Nur wenn getrennt wird, kann überhaupt recycelt und die gesetzlich vorgeschriebene Recyclingquote erreicht werden. Recycling spart Energie und Rohstoffe, die dann nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen. Und weniger Rohstoffabbau bedeutet immer auch mehr Natur- und Umweltschutz, weil Ökosysteme erhalten bleiben und weniger Schadstoffe freigesetzt werden. Seit 2019 gilt in Deutschland deshalb das neue Verpackungsgesetz, das Hersteller stärker verpflichtet für die Entsorgung aufzukommen. Seit Juli 2021 sind EU-weit Einwegprodukte aus Plastik, wie z. B. Plastikbesteck und -geschirr verboten.

Fragen zum gelben Sack

Darf nur Blitzblankes in den gelben Sack?
Restentleert reicht völlig. Ist z. B. der Joghurtbecher ausgelöffelt, kann dieser im gelben Sack problemlos entsorgt werden. Ausspülen ist nicht nötig.  Wichtig: Den Aluminiumdeckel beim Joghurtbecher vor dem Einwurf komplett abtrennen!

Warum ist der gelbe Sack so dünn?
Entschieden haben das die dualen Systeme nach dem Min-Max-Prinzip: So wenig Material für so viel Leichtverpackungen wie möglich. Ein weiterer Vorteil: Die Müllwerker können auf den ersten Blick sehen, ob ein gelber Sack korrekt befüllt oder zweckentfremdet wurde.

Muss der Grüne Punkt auf der Verpackung sein, um sie im gelben Sack zu entsorgen?
Nein, der Grüne Punkt ist das Markenzeichen der „Duales System Deutschland GmbH“ – eines der insgesamt zehn dualen Systeme. Auch ohne  Grünen Punkt gehören Dosen, Tetra-Paks und Co. in den gelben Sack. Wichtig: In den gelben Sack gehören nur Verpackungen und keine anderen Kunststoffabfälle – das Kunststoffspielzeug hat darin nichts zu suchen und auch der zur Sammlung bereitgestellte Gartenstuhl wird nicht mitgenommen, da es sich hier nicht um eine Verpackung handelt.