Plastikverpackungen gehören in die gelbe Tonne oder in den gelben Sack – so viel ist klar. Doch wer zuständig für die Entsorgung?
Die deutsche Verpackungsverordnung (VerpackV) wurde 1991 ins Leben gerufen. Um den steigenden Mengen von Verpackungsabfällen zu begegnen, wurden die Hersteller in die Verantwortung genommen. Da die Rücknahme der verschmutzten Verpackungen im Geschäft mit vielen Problemen verbunden wäre, wurde eine Organisation geschaffen, die die Verpackungen direkt beim Verbraucher abholt. Damit wurde ein zweites Entsorgungssystem zusätzlich zum bestehenden öffentlich-rechtlichen Abfallbeseitigungssystem aufgebaut, deshalb der Name „Dual“. Organisiert wurde die Sammlung und Sortierung vom Dualen System Deutschland (DSD), die Finanzierung erfolgt über Lizenzentgelte, welche die In-Verkehr-Bringer der Verpackungen an duale Systeme entrichten. Mittlerweile haben sich insgesamt 10 duale Systeme etabliert, die für die konkreten Entsorgungsleistungen, wie Verwertung und Transport, private Entsorger beauftragen. Das im Verbandsgebiet beauftragte Entsorgungsunternehmen finden Sie hier.
Der Verband erhält immer wieder Anfragen bezüglich der Gestellung einer gelben Tonne, auch wenn er für die Entsorgung der Verpackungsabfälle gar nicht zuständig ist. In der Regel erfolgt die Entsorgung der Leichtverpackungen (Kunststoff, Metall, Verbunde) im Verbandsgebiet über gelbe Säcke, gelbe Tonnen sind nur an genau definierten Anfallstellen, wie z. B. Großwohnanlagen oder im Gewerbebereich, zulässig. Die Art und Weise der Entsorgung der Verpackungsabfälle ist in einer sogenannten Abstimmungserklärung zwischen dem SBAZV und den dualen Systemen festgelegt.
Duch die Abstimmungsvereinbarung hat der SBAZV gemäß Verpackungsgesetz die Möglichkeit, Einfluss auf die Sammelart der dualen Systeme zu nehmen. Deshalb wollten wir das Meinungsbild der Bürger im Verbandsgebiet bezüglich einer möglichen Systemumstellung erfragen, denn diese würde das gesamte Verbandsgebiet mit seinen 300.000 Einwohnern betreffen. Im November 2023 führte der SBAZV eine repräsentative Meinungsumfrage durch die forsa Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen mbH durch. Insgesamt wurden 1001 Bürger bevölkerungsrepräsentativ befragt. Von den Befragten wollen gut 56 % den gelben Sack weiter behalten und nur 41 % würde stattdessen die Entsorgung über eine gelbe Tonne bevorzugen.
Jedes der beiden Systeme – Tonne oder Sack – hat Vor- und Nachteile. Für beides gab es gute Argumente bei den Bürgerinnen und Bürgern im Verbandsgebiet.
Gegen eine gelbe Tonne spricht oftmals der zusätzliche Platzbedarf für die Behälter, was vor allem bei kleinen Grundstücken ein Problem darstellt. Ein weiteres Problem ist die Fehlbefüllung der Behälter. Hier sind die Fehlwurfquoten schon beim gelben Sack hoch. Bedingt durch seine Transparenz und die eingeschränkte Reißfestigkeit sind hier jedoch Grenzen einer falschen Befüllung gesetzt. Diese Einschränkung gibt es bei einer Tonne nicht. Hinzu kommt, dass im Verbandsgebiet des SBAZV eine verursachungsgerechte Entsorgung des Hausmülls stattfindet. Das heißt, jeder zahlt nur für die Abfallmenge, die er auch wirklich produziert. In Ausnahmefällen nutzen dies Bürger aus, um dann diese Abfälle verstärkt als Verpackungsabfälle zu entsorgen. Größter Vorteil der gelben Säcke für den Bürger ist ihre Flexibilität bezüglich Lagerung und Mengenanfall. Größter Nachteil der gelben Säcke ist deren Reißfestigkeit, so dass Sturm oder wilde Tiere oft dazu beitragen, dass sich die Inhalte der gelben Säcke in der Landschaft verteilen.
Eine Mischlösung – Tonne und Sack – ist besonders unwirtschaftlich, da zusätzlich alle Vertriebsstellen für gelbe Säcke erhalten bleiben müssten und wird von den dualen Systemen grundsätzlich abgelehnt. Gleichzeitig ist das System der gelben Tonne deutlich teurer in der Unterhaltung als die Abfuhr von gelben Säcken. Das hängt zum einen mit den Beschaffungskosten der Behälter zusammen und zum anderen mit dem Zusatzaufwand der Behältergestellung bzw. dem Behältertausch an allen an die Abfallentsorgung angeschlossenen Grundstücken.
Umso wichtiger sind Abfallvermeidung und Recycling.
Plastik ist vielseitig, beständig und in vielen Bereichen, wie in der Medizin, in der Autoindustrie oder in technischen Geräten unverzichtbar geworden. Jedoch wird ein Drittel der in Deutschland hergestellten Kunststoffe für Einwegprodukte oder Verpackungen genutzt. Das Problem: Die Zersetzung von Plastik in der Umwelt kann bis zu einem halben Jahrtausend dauern. Im Jahr 2018 wurden in Deutschland pro Kopf durchschnittlich 68 kg Verpackungsmüll eingesammelt – insgesamt 5,7 Millionen Tonnen. Mit 30 kg pro Person (insgesamt 2,5 Millionen Tonnen) hatten die sogenannten Leichtverpackungen den größten Anteil am eingesammelten VerpackungsmüllI. Nach Angaben des Umweltministeriums werden 46 % des Plastikabfalls recycelt.
Das Recycling dieser Abfälle ist kompliziert, denn die große Anzahl verschiedener Kunststoffe und das komplexe Design vieler Verpackungen erschweren die Sortierung und Verwertung. Die werkstoffliche Zusammensetzung einer Verpackung entscheidet also maßgeblich darüber, ob sie recycelt werden kann oder in einer Müllverbrennungsanlage endet. Das Recycling beginnt somit bereits bei der Produktion der Verpackung. Grundsätzlich gilt, je einheitlicher eine Verpackung stofflich zusammengesetzt ist, desto besser kann sie recycelt werden. Diese Verpackungen sind in den Sortieranlagen nämlich gut zu erkennen, zu separieren und kostengünstig zu Granulat oder Mahlgut aufzubereiten, so dass sie in neuen Produkten eingesetzt werden. Aus einer Verpackung wird nur in seltenen Fällen wieder eine neue Verpackung. Meistens wird etwas Minderwertigeres daraus hergestellt und die ursprüngliche Funktion geht dabei verloren. Bei diesem sogenannten Downcycling werden beispielsweise aus Folienabfällen keine neuen Folien, sondern Mülltonnen, Bauzaunfüße oder Paletten.
Ohne Mülltrennung kein Recycling!
Um Plastikabfälle verwerten zu können, müssen sie möglichst sortenrein getrennt werden, für viele Verbundwerkstoffe ist nur die thermische Verwertung möglich. Jedoch gilt: Nur wenn getrennt wird, kann überhaupt recycelt und die gesetzlich vorgeschriebene Recyclingquote erreicht werden. Recycling spart Energie und Rohstoffe, die dann nachfolgenden Generationen zur Verfügung stehen. Und weniger Rohstoffabbau bedeutet immer auch mehr Natur- und Umweltschutz, weil Ökosysteme erhalten bleiben und weniger Schadstoffe freigesetzt werden. Seit 2019 gilt in Deutschland deshalb das neue Verpackungsgesetz, das Hersteller stärker verpflichtet für die Entsorgung aufzukommen. Seit Juli 2021 sind EU-weit Einwegprodukte aus Plastik, wie z. B. Plastikbesteck und -geschirr verboten.
Darf nur Blitzblankes in den gelben Sack?
Restentleert reicht völlig. Ist z. B. der Joghurtbecher ausgelöffelt, kann dieser im gelben Sack problemlos entsorgt werden. Ausspülen ist nicht nötig. Wichtig: Den Aluminiumdeckel beim Joghurtbecher vor dem Einwurf komplett abtrennen!
Warum ist der gelbe Sack so dünn?
Entschieden haben das die dualen Systeme nach dem Min-Max-Prinzip: So wenig Material für so viel Leichtverpackungen wie möglich. Ein weiterer Vorteil: Die Müllwerker können auf den ersten Blick sehen, ob ein gelber Sack korrekt befüllt oder zweckentfremdet wurde.
Muss der Grüne Punkt auf der Verpackung sein, um sie im gelben Sack zu entsorgen?
Nein, der Grüne Punkt ist das Markenzeichen der „Duales System Deutschland GmbH“ – eines der insgesamt zehn dualen Systeme. Auch ohne Grünen Punkt gehören Dosen, Tetra-Paks und Co. in den gelben Sack. Wichtig: In den gelben Sack gehören nur Verpackungen und keine anderen Kunststoffabfälle – das Kunststoffspielzeug hat darin nichts zu suchen und auch der zur Sammlung bereitgestellte Gartenstuhl wird nicht mitgenommen, da es sich hier nicht um eine Verpackung handelt.